Sankalpa
Das Sankalpa ist der Same des Yoga Nidra und gehört für mich auch zu jeder Asana Praktik dazu. Wörtlich übersetzt heisst es "Sprache der Wahrheit" und man kann es als Entschluss, Absicht oder Vorsatz verstehen, dessen Ziel eine Veränderung (z. Bsp. eines Zustands oder Verhaltensmusters) ist.
Swami Satyananda Saraswati beschrieb es so (Yoga Nidra, S. 25):
"Das Sankalpa ist ein Same, den du erzeugst und dann in das Beet deines Geistes säst. Wenn der Geist klar ist, wächst das Sankalpa sehr gut. Bereitest du zuerst das Beet mit Dünger vor und entfernst Unkraut und Gras, wird die Pflanze besser wachsen. Ebenso machst du es mit dem Geist und einer Idee. Wenn du den Geist richtig vorbereitest und die Idee richtig aussäst, dann wird diese Idee in deinem Leben wachsen und zu einer klaren und unumstösslichen Richtschnur werden. [...]
Sobald die Saat des Sankalpas tief in das Unterbewusste gelegt wurde, sammeln sich die unendlichen Geisteskräfte, um es in Erfüllung gehen zu lassen. Diese tiefe und kraftvolle Saat wird schliesslich immer wieder auf einer bewussten Ebene in Erscheinung treten und Änderungen in deiner Persönlichkeit und deinem Leben herbeiführen. Jeder von uns hat die Kraft, die eigenen mentalen Strukturen umzuformen."
Sankalpas sind eigentlich Befehle oder Aufträge vom Bewusstsein ans Unterbewusstsein. Sie haben einen grossen Einfluss auf die Art unseres Denkens und Verhaltens. In der Tiefenentspannung werden beide Gehirnhälften miteinander verbunden und somit das bewusste Denken mit dem unbewussten Wissen verknüpft. Das ist die Voraussetzung für den Zugang zur eigenen Kreativität und zu den brachliegenden Fähigkeiten. Die Affirmationen haben in diesem tiefenentspannten Zustand eine viel stärkere Wirkung.
Das Sankalpa im Yoga Nidra ist die wirkungsvollste Methode, unserem Unterbewusstsein unsere Vorhaben und Wünsche anzuvertrauen.
Im Unterbewusstsein schlummern bei jedem Menschen Glaubenssätze, die unbewusst durch Erziehung und Erfahrungen eingeprägt wurden und als eigene Wahrheit angenommen und wieder und wieder gedacht werden. Sie beeinflussen so das Verhalten und Empfinden des Menschen und können eine lähmende oder blockierende Wirkung haben. Die eigenen Glaubenssätze zu erkennen ist nicht immer ganz einfach, aber wer sich damit auseinandersetzt, wird gleichzeitig eine wundervolle Form eines Sankalpas kreieren können.
Die Vorsatzformeln müssen sich stets an den Bedürfnissen des Einzelnen ausrichten und ihm entsprechend formuliert werden. Auch gibt es bestimmte Regeln, die bei der Formulierung beachtet werden sollten, damit die Information vom Unterbewusstsein verstanden wird und sich die Veränderung im Leben positiv auswirken kann.
Das Sankalpa sollte für würdige und höherbestimmte Absichten formuliert werden. Dabei spielt es keine Rolle, für wie lange das Sankalpa eingesetzt wird. Ein Sankalpa kann von einer einmaligen Absicht für eine einzelne Yoga Asana Praxis bis zum lebenslänglichen Begleiter und Wegweiser werden.
Auch Asanas werden idealerweise mit einer dahinter liegenden Absicht ausgeführt, unabhängig davon, ob diese Absicht von der Yoga Tradition her, vom unterrichtenden Yogalehrer oder individuell vom Yoga Asanas Praktizierenden selbst stammt.
Im Yoga Nidra sollte das Sankalpa mindestens drei Monate beibehalten werden (bei nicht täglicher Praxis entsprechend länger). Nur das regelmässige Bewässern des Samens lässt den Samen spriessen, die Pflanze wachsen und die Früchte gedeihen. Wichtig dabei ist, dass das Ernten der Früchte im Yoga nicht das Ziel sein sollte, sondern "nur" ein natürlicher (und trotzdem wertvoller!) Nebeneffekt.
Das Ziel ist die stete Vereinigung des Bewusstseins im Herzen - das Sein. SO HAM. ICH BIN.
Du kannst nur ein kraftvolles Leben leben, wenn Du weisst, was Du möchtest und wer Du bist. Das Leben ist ein Tanz, der Formen und Farben. Alles, was jemals gedacht wurde, wird sich in dieser Welt manifestieren. Darum kann für Dich nur möglich werden, was bereits in der geistigen Welt als Samenkorn gesäht wurde. Setze Deine Fähigkeit, Deine Welt zu erschaffen, bewusst und weise ein. Besinne Dich auf Deinen Ursprung. Ruhe in der Stille des Seins und Dein Weg wird sich in rechter Weise für Dich erschliessen. Du wirst ihn innerlich vor Dir sehen und aus dieser Schau heraus eine neue Schöpfung kreieren.